Archiv 2010

Paddelmöhne im Zehner-Canadier

von Marie-Luise Mäurer

Anlässlich seines 80. Stiftungsfestes ludt der Wassersportverein Blau-Weiss Bonn am letzten Sonntag im August zum Elefantenrennen ein. Er musste nicht lange auf Teilnehmer für diesen beliebten Wettbewerb warten. Gleich 24 Mannschaften wollten ihr Könnnen unter Beweis stellen. Wo Gaudi angesagt ist, kann das Damenkomitee Honigsmöhne nicht weit sein. Was jucken uns Gardeoffiziere und Muskelmänner, die sich jedes Jahr immer zahlreicher mit dem schwachen Geschlecht messen wollen.

Während Josi das Geschehen auf dem Rhein wie immer witzig kommentierte, traten von den Möhnen als Weltbademeister in stilechten Deutschland-Trikots und mit Flüstertüte bewaffnet an: Betty Schwabe, Julia Hansen, Malu Mäurer, Nicole Cremer, Birgitt Köpsel, Biggi Hansen-Pape, Monika Beu und Gudrun Loch. Wettkampfstimmung getankt und hoch motiviert bestiegen wir das Zehner-Canadier, ein Gummiboot im Schlepptau. Zunächst musste die Startposition erreicht werden, wo sich unsere Nuss-Schale wie ein rösiges Turnierpferd gebärdete.

Das brachte uns wegen Frühstarts natürlich schon einmal wertvolle Sekunden Abzug. Dann aber zischten die Paddeln Vater Rhein nur so um die Ohren. Was kümmert die Graurheindorfer das Geschwätz über die Erneuerbaren Energien – das schwarze Gold muss her, der nächste Winter kommt bestimmt. Nachdem wir also diesen üppigen Kohlentanker, der hier vor Anker lag, passiert hatten, sahen wir das Elend in Form einer Wendeboje bedrohlich schnell auf uns zukommen.

Dank des eleganten Wendemanövers unseres Steuermanns landeten wir nicht völlig im Unterholz. Wären wir hier baden gegangen, die Blackbox wäre nie gefunden worden! Jedoch, bis alle Paddel entknüddelt waren, hingen wir verdammt lang und strudelmäßig fest.

Sobald dieser Schreck überwunden war, hoben wir, wie bei einem Galeerenschiff das feindliche Gewässer überwinden muss, den Takt noch einmal beißend an. Und mit dem Anfeuern der vielen Schaulustigen, die trotz nass-kalten Wetters das Ufergelände bevölkerten, erreichten wir, wenn auch weit abgeschlagen, unser Ziel.

„Et is wie et is, un et kütt wie et kütt“ – das sagt schon unser rheinisches Grundgesetz. Ever Spaß hatten mir op jeden Fall.