Stadtrallye auf Schusters Rappen
von Marie-Luise Mäurer
Zum 6. Mal, also schon
Tradition, veranstaltete die Kavallerie der Ehrengarde der Stadt Bonn
ihren Bier-marathon. Und alle Jecken des rheinischen Karnevals waren zu
diesem Spektakel eingeladen.
3. Juni 2007 - Diese Stadtrallye auf Schusters Rappen
führte vorbei an 42 Hopfenkalt- schalenvertilgungsstätten, also do wo et
Bier jit. Etappen sind, so will es das Brauchtum, gemütliche Ecken der
Bonner Altstadt und Karnevalshochburgen.
War beim letzten Mal die
bewegte Geschichte unserer Heimat-stadt gefragt, so war jetzt eine
Schnitzeljagd kreuz und quer durch Bonn angesagt. Gejagt wurden zwei
Bonner Promis, die sich absetzen wollen. Doch Vorsicht, ein Fiesling
mischt sich ein, der zwar prominent, kein Bonner, aber auch enttarnt
werden muss.
Start
Unser Verein startete unter
dem Teamnamen: Honigsmöhne, Adoptivmöhnerich und Uli. Das waren in
echt Gaby Dahl-Biercher, HmmM Uli, Annika, Miriam Schmitz, Mike Ebel
und Marie-Luise Mäurer. Am 3. Juni 2007 fand die Veranstaltung statt
und begann um 9:00 Uhr im Zeughaus der Ehrengarde mit einem
Marathonbrunch. Hier trafen wir auf Ilse, Ehefrau eines
Ehrengardisten, die sich uns anschloss. 16 Teams warteten gespannt der
Dinge, die da kommen würden.
Willi Esch begrüßte die Anwesenden und
gab noch folgende Instruktionen: Die von uns zu bewältigende Strecke
war etwa 4 Kilometer lang und bestand aus 6 Stationen. Es gab nur
Informationen zu den einzelnen Streckenabschnitten, daraus musste das
Ziel erkannt werden. Außerdem bekam jedes Team einen Kartenausschnitt
aus dem Bonner Stadtplan, damit auch keiner abdriftete und in der
Prärie landete. Vier Stunden waren vorgegeben.
Wer später kam, kriegte
Punkte abgezogen. Und achtet unterwegs darauf, was euch Bonn`s
berühmtester Sohn erzählt. Denn am Ende werdet ihr im Zeughaus über
einem Fragenkatalog brüten, der es in sich hat. Herr Präsident, die
Woosch, die Woosch! Wem nicht schon jetzt der Schädel brummte, verfügt
wahrscheinlich über einen Wasserkopf. Allein mehr als 100 Meter zu
laufen, grenzt ja schon an Landstreicherei.
Los gehts
Als zweite Gruppe wurden wir
aufgerufen und exakt um 11:04 Uhr hieß es für uns: Wanted ! Gesucht
wird . . . „Papa ante Portas“! – oder „Möhnen recherchieren vor den
Türen Bonns“. Wir begaben uns auf die Spur der flüchtigen Prominenten.
Immer der Weisung nach . . . steigt hinauf zu den fünf gläsernen
Türmen.
Ganz nebenbei hatten wir noch drei Seiten Bilderrätsel im
Gepäck, die auf unserem Weg zu finden waren. Ab sofort machten wir dem Märchen „Hans guck in die Luft“ oder
Boden, Hauswand, Dach oder oder …, harte Konkurrenz. Jeder legte sein
Augenmerk auf eine große Kleinigkeit.
Stationen
So fanden wir als erste Kneipe
das Weihers Eck. Hier standen offene Bierflaschen mit alten
Verschlüssen, die fingerfertig auf den Flaschenhals befördert werden
mussten. Uli und Mike hatten den goldenen Daumen. Außerdem gab es
Hinweise zu Ziel zwei und unseren Flüchtenden.
Wir folgten der kurfürstlichen
Straße in Richtung Innenstadt und kamen wie Hänsel und Gretel zum E&F
Projekt – Die Wechselbar. Hier traf uns zunächst der Schlag. Karaoke
war angesagt! So, wie wir verbaut sind, nahmen wir ohne Rücksicht auf
Verluste die Herausforderung an.
Im übrigen sind Honigsmöhnen
Allroundtalente. Das ist schon in der Satzung verbrieft. Da wir als
zweite Mannschaft ins Rennen geschickt wurden, konnte der Titel noch
ausgewählt werden. „Ein Bett im Kornfeld“ kam uns gerade recht. Der
Jahreszeit angepasst oder wie auch immer. Wir gaben einfach alles.
Jürgen Drews hätte uns auf der Stelle adoptiert. Stolze 9 Punkte
wurden geblockt. Auch hier bekamen wir wertvolle Infos zur nächsten
Etappe.
Wir bogen in eine Gasse voller
Aufschlüsse und kamen zur Tränke eines Mittelamerikaners. Im Maya war
Tischfußball gefragt. Uli hielt die „Fäden“ in der Hand, wie der Pate
in einem Mafiafilm. Mitten im Match sagte er zu seinem Gegenüber: „
Mike, jetzt nimm mal die Füßchen hoch“. Isset nit schön? Schnell den
Umschlag mit den weiteren Instruktionen kassiert, denn ein Blick auf
die Uhr sagte uns, dass wir den Turbo einlegen mussten.
Denn niemand
wusste, was noch vor uns lag. Wir wurden gelotst durch den Annagraben
und landeten an der Beethovenhalle. Unterwegs wurden Putten und derlei
Dinge mehr in den entlegendsten Ecken aufgespürt.
Spätestens hier muss
gesagt werden, dass Mike mit einem derart fotografischen Gedächtnis
ausgestattet ist, dass man sich allen Ernstes fragen muss, wovon
träumt unser Möhnerich nachts. Wir sind auf jeden Fall hin und futsch.
Das Beethovendenkmal und dessen Schrifttafel ist natürlich ein Stein
der Weisen. Die Mahnung „merket euch den Inhalt“ ist fest in unserem
Gedächtnis abgespeichert.
Dann begaben wir uns an den
alten Vater Rhein und hatten sogleich die Bonner Skala im Blickpunkt.
Ilse widmete ihre besondere Aufmerksamkeit der Inschrift des jüdischen
Denkmals. Vorbei führte der Weg dann an einer malerisch schwebenden
Jungfrau, deren Füßchen uns wertvolle Punkte bringt.
Natürlich sind
unsere weiblichen Mitstreiter von diesem Objekt besonders angetan,
denn nur wenig Engel sind männlich. Wir kamen „Zum Rheinblick“. Hier
wurden starke Männer eingesetzt, die auf Zeit ein handelsübliches
Bauerngefährt mit Inhalt jonglieren konnten. Wild entschlossen, den
Sieg nach Hause zu fahren, rannte Uli mit Annika in der Schubkarre
über den Parcours.
Ohne Rücksicht auf Blötschen und Büülen, aber mit
satten 71 Punkten als Ergebnis. Das gab uns Kraft für die nächste
Hausforderung. Nach kleiner Stärkung beschlag-nahmte ich aus
Zeitgründen noch kurz das Männerklo, was die Dreibeine besonders
freute, bevor ein kleiner Aufstieg zur
fünften Etappe zu bewältigen iswar.
Unsere Spürnasen liessen uns vor
einem Etablissement Halt machen, das einst dem Bäckermeister Gottfried
Fischer gehörte, in dem schon Ludwig van Beethovens gleichnamiger
Großvater wohnte und sein Bruder Nikolaus Johann 1776 geboren wurde.
Bisse platt, wa? Modernste Errungenschaften sind hier unsere
Verbündeten.
Wie von Geisterhand gezogen landeten wir in der nächsten
Jausenstation „Theater Klause“. Hier galt mit ruhiger Hand Pfeile so
auf die Dartscheibe zu platzieren, dass sie die höchstmögliche
Punktzahl erzielen. Und wenn das Flugobjekt nicht so will, erreicht
Miri mit ihren coolen Sprüchen immer das Ziel.
Die Fährte zur letzten
Bierquelle führte uns durchs Koblenzer Tor, auf dessen Rückseite wir
auf einer Tafel weiteres Wissenswertes über unseren berühmten Ludwig
erfuhren. Da auch hier nicht im Funkloch, kam wieder unsere
Geheimwaffe zum Einsatz. Ganz nebenher suchten wir vereint die Front
des Uni-Gebäudes nach einem künstlichen Raben ab, der sich auf einem
Sims niedergelassen hat.
Jede Menge dieser Tiere sitzen auf Geländern,
aber keiner nur auf einem Sims, so schien es. Bis wir dem Weg der
römischen Kaiserin folgten, tauchte er plötzlich auf. Und noch einige
der gesuchten Bilder konnten erfolgreich von der Liste gestrichen
werden, die Standuhr am Hof z.B. und das in Stein gemeißelte männliche
Motiv auf dem alten Brunnen vor der Schlosskirche, an dem Miri lässig
lehnte Weiter ging es über den Markt.
Was hat es mit der früheren Gaststätte im Fotogeschäft Brell auf sich?
Wir klärten auf. Sämtliche Dächer im Umkreis wurden unter die Lupe
genommen.
Die tausend Augen des Dr. Mabuse wären jetzt hilfreich. Ist
eines identisch? Und ob! In der Remigiuskirche und drumherum werden
wir fündig. Nicht ohne die alten Fassaden auf dem Weg zur Bonngasse
außer Acht zu lassen und auch nicht routinemäßig die im Boden unter
Glas verewigten Persönlichkeiten zu notieren, landeten wir vor dem
Haus mit dem Mohren. Was hat dieser schwarze Mann mit unserem Musiker
zu tun? Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, aber aus allen
Wolken.
Die Spuren des Alten Fritz
führten uns zur ehemaligen Reiterkaserne. Findet die Milchstraße, ist
die Order. Sofort war uns klar, so hoch kamen wir heute nicht mehr. Da
unser Team aber aus schlauen Füchsen bestand, landeten wir auf der
Sternstraße und Tata! im Gequetschten. Hier waren Quadrate aus
Streichhölzern zu verändern und aus 10 Münzen 5 Reihen a 4 Stück zu
zaubern.
Das musste genial daneben gehen. Diese Tücken hatten sich
Willi und Titus sicher mit diebischer Freude ausgedacht. Dann gab es
noch den letzten hinweisenden Umschlag und wir konnten endlich
sämtliche Puzzles in ein Gesamtergebnis fügen. Gesucht und gefunden
unsere Promis: Bärbel Dieckmann und Guido Westerwelle als Bonner und
Michael Schumacher als Störenfried. Noch schnell den Durst gelöscht und ab ging die
Post zum Ausgangspunkt. Ein Blick auf die Uhr verriet uns, dass wir
gut in der Zeit lagen und ein weiterer sagte, dass unsere Bilderrätsel
bis auf zwei alle im Kasten waren.
Endspurt
Beim Einlauf ins Zeughaus fiel es
Mike dann wie Schuppen von den Augen: der Rätsel Lösung finden sich
hier. Wir waren happy! Titus notierte unsere Ankunftszeit und
beschlagnahmte die Aufgabenmappe. Und wir standen immer noch auf dem
Prüfstand. Denn 6 Socken bammeln an einer Leine,
deren Inhalte ertastet werden musste.
Bis wir an die Reihe kamen,
hatten so viele Hand an die Dinger gelegt, dass man lebende Kulturen
daran befürchten musste.
Endlich durften wir platzen und brüteten über
Fragen zu Bonn und der Marathonstrecke.
Nachdem sämtliche Register
gezogen waren, konnten wir uns endlich an den Grill werfen und unseren
Magen beruhigen. Bei Bier und Gesang, diesmal ließen wir singen, kam
eine super Stimmung auf.
Rien ne va plus
Dann endlich rien ne va plus –
nichts geht mehr! Es erschienen Willi Esch und Titus Drescher, unser
Dreamteam, mit den ausgewerteten Mappen. 16 an der Zahl. Welchen Platz
würden wir in diesem Jahr belegen? Es war bereits Platz 5 aufgerufen
und wir waren bisher noch nicht dabei.
Da unsere Mappe gelb war und
diese Farbe ziemlich unten lag, konnten wir hoffen. Die Nervosität
stieg ins Bodenlose und hielt uns schließlich nicht mehr auf dem Sitz.
Dann war es Fakt! Wir hatten den 1. Platz belegt mit 198 Punkten!
Es war wie Weihnachten und Ostern auf einem Tag. Ein Siegerfoto und eine
Urkunde werden uns stets daran erinnern.
Großes Lob an die Macher des
Marathons.
Diese etwas andere Schnitzeljagd ging mal wieder ans
Eingemachte und der Fragenkatalog ist unserer alten Vaterstadt
verdammt würdig.